Sonntag, 13. November 2005

Fridolin Stier

Geh, verlaß die Heimat, die Welt,
darin du geboren bist, darin du dich eingerichtet hast –
das Haus voll von den Namen der Dinge, die um dich sind,
laß alles, was dir die Sprache über sie zu wissen gibt,
laß auch alles, was dir die Wissenschaft über sie vorspricht,
laß auch die Begriffe, mit denen du nach den Dingen greifst –
laß dieses Haus hinter dir, geh!

Dann wirst du,
vielleicht wirst du dann dem Anderen begegnen,
für das du weder Namen noch Wissen noch Begriffe hast,
dem ur- und ingründig Wirklichen und Wirkenden begegnen.

Du wirst ‘schauen‘...
Dann ist kein Ding mehr, was es dir zuvor gewesen,
ein jedes, eins um das andere, wird dir einen Namen sagen,
den du nicht nachsprechen kannst.

Und dann wird dir,
vielleicht wird dir dann aus allem und jedem,
das um dich ist, das Unnennbare erscheinen,
und du wirst jene Stimme hören, die du noch nie gehört,
sehr nah und gewaltig wirst du sie rufen hören:
ICH BIN DA!